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Leseprobe LSE-1 • Kapitel 5 • Das Verhör

  Der Neuank?mmling entpuppte sich als gutaussehender Mann Mitte drei?ig, adrett gekleidet in einen augenscheinlich nach Ma? gefertigten Anzug von unauff?lliger Eleganz. Er warf den Packen mit ihren gef?lschten Papieren achtlos auf den Tisch, zog sich einen der freien Stühle heraus und setzte sich ihr gegenüber. Er starrte sie eine Weile wortlos an, bevor er mit einer angenehmen Baritonstimme zu sprechen begann. ?So, ein erfahrener Navigator willst du sein??, erkundigte er sich und runzelte die Stirn.

  Constance wies auf ihre Papiere. ?Ja. Meine letzten Anstellungen kennst du schon, inklusive des Empfehlungsschreibens.?

  ?Alles F?lschungen!?, donnerte der Mann und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, bevor er sich wieder zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschr?nkte.

  Constance zuckte zusammen. ?Die Papiere sind einwandfrei?, erwiderte sie und verzog beleidigt den Mund. ?Wie kommst du dazu, mich grundlos zu verd?chtigen? F?lschungen habe ich gar nicht n?tig, ich bin gut genug in meinem Job.?

  ?Und welchen deiner diversen Jobs meinst du? Du bist alles andere als ein Navigator! Ein Milit?r vielleicht? Oder ein Spitzel des Geheimdiensts? Einen Spion — egal ob von den Beh?rden, einem Konzern oder Konkurrenten — kann ich nicht gebrauchen.?

  Constance atmete tief durch. So kam sie nicht weiter. Offenbar hatte O‘Connor sie nicht komplett verraten, sondern nur Andeutungen gemacht. ?Stell mich auf die Probe und heuere mich an. Mir wurde gesagt, du br?uchtest einen neuen Navigator, und ich bin die Beste weit und breit. Und ein Spion k?nnte diesen Job nur mittelm??ig machen, mehr schlecht als recht.?

  Ihr Gegenüber strich sich über das Kinn. ?Ich brauche tats?chlich dringend einen Navigator, sonst komme ich nicht von hier weg.? Er hüllte sich wieder in Schweigen und musterte Constance eindringlich, die sich unter dem stechenden Blick unbehaglich wand.

  ?Nun gut?, grummelte er schlie?lich. ?Das k?nnten wir versuchen. Aber wenn du dich nicht bew?hrst, werfe ich dich mit dem n?chsten Müllcontainer in den Weltraum - ohne Raumanzug!?

  Constance atmete insgeheim auf, versuchte aber sich die Erleichterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Sie h?tte nicht gedacht, dass sie so leicht davonk?me. ?Und mit wem habe ich die Ehre, wenn ich fragen darf??, fragte sie schnippisch.

  ?Ich bin Nepomuk, Kapit?n der Silver Eagle?, stellte er sich vor.

  ?Und für wen arbeitest du??

  ?Ich stelle hier die Fragen!?, entgegnete Nepomuk barsch. ?Abgesehen davon, ich arbeite auf eigene Rechnung.?

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  ?Was für ein Schiff ist die Silver Eagle?? Constance grinste schelmisch. Schon wieder eine Frage!

  Nepomuk seufzte theatralisch, musste dann aber auch lachen. ?Ein Frachter. Ich bediene Angebot und Nachfrage abseits der gro?en M?rkte.?

  ?Ein Schmuggler also?, stellte Constance lakonisch fest.

  Nepomuk widersprach nicht. ?Es gibt viele Kolonien, die von den gro?en Konzernen nur mit dem N?tigsten versorgt werden, oder gar Abnahmekontingente erfüllen und Zeug kaufen müssen, das sie überhaupt nicht gebrauchen k?nnen. Aber andere dringend ben?tigte Materialien werden ihnen vorenthalten.?

  Constance nickte zustimmend. ?Ich wei?. Und irgendwelche Luxusgüter bekommen sie schon gar nicht. Vor allem die kleineren Kolonien h?ngen oft von den Konzernen ab, die sie aufgrund von Rohstoffvorkommen irgendwo in den Weiten des Weltraums gegründet haben. Aber dann sinken die Preise, und damit l?sst auch das kommerzielle Interesse nach… Habe ich schon am eigenen Leib erfahren müssen.? Sie blickte in die Leere und hing ihren Erinnerungen nach.

  ?Also gut. Du bist angeheuert, aber unter einer Bedingung.?

  Nepomuks Stimme riss Constance wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

  Nepomuk l?chelte kalt. ?Ich kann dich leider nicht wieder gehen lassen, du musst sofort mit auf die Silver Eagle kommen und dort bis zum Start bleiben. Ich kann das Risiko nicht eingehen, dass du etwas ausplauderst.? Nepomuk blickte sie finster an.

  ?Verstanden, geht schon klar.? Constance z?gerte kurz. ?Kannst du zumindest mein Gep?ck aus meiner Pension holen lassen??

  ?Werde ich veranlassen, du wirst es an Bord der Silver Eagle bekommen?, murmelte Nepomuk. Er stand auf und wandte sich zum Gehen.

  Die unscheinbare Türe ?ffnete sich lautlos, und drau?en warteten die vier W?chter — oder ihre Zwillingsbrüder. Sie nahmen Constance unaufgefordert in die Mitte und folgten Nepomuk. Sie fuhren mit einem Lift nach oben und gingen durch etliche Korridore bis zu einem Hintereingang, der sich auf einen kleinen privaten Landeplatz ?ffnete. Die Wachen salutierten kurz und verschwanden wieder im Inneren des Geb?udes.

  Vor ihnen wartete ein schnittiger Raumgleiter, den Constance und Nepomuk bestiegen.

  ?Wo sind meine übrigen pers?nlichen Sachen?? Constance schnallte sich in dem ihr zugewiesenen Sitz an.

  ?Bekommst du an Bord, soweit sie die Sicherheit des Schiffes nicht gef?hrden?, antwortete Nepomuk kurz angebunden und startete die Triebwerke.

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