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Leseprobe LSE-1 • Kapitel 4 • Warten

  Constance lief es kalt den Rücken hinunter. Diese Verh?rzelle passte nicht so recht zum Unterschlupf einer kleinen Schmugglerbande, sondern eher zum Hauptquartier einer m?chtigen Organisation. Wie genau es deren Anführer wohl mit den Gesetzen nahmen und wie viel oder wenig ihnen ein Menschenleben wert war? Immerhin h?tte sie es wahrscheinlich mit den Drahtziehern zu tun, die hinter dem Handel mit den Artefakten steckten.

  Sicher war nur, dass der Schweinehund O‘Connor sie doch verraten hatte, wohl in dem Glauben, dass sie nie mehr aus den Klauen dieser Schmuggler würde entrinnen k?nnen. Verdammt! Wie hatte sie nur so leichtsinnig sein k?nnen und sich von dem erstbesten Halunken brav hierher führen lassen!

  Constance sah sich in der Zelle um. An den verspiegelten W?nden war nichts Auff?lliges zu erkennen, selbst die Türe war nicht mehr auszumachen. Der Boden war mit dezent gemustertem Laminat ausgelegt, das noch wie neu gl?nzte. Der Tisch war am Boden festgeschraubt, die drei Stühle waren einfach und ungepolstert, aber aus solidem Plastik gefertigt. Sie hatten aber keinerlei scharfe Kanten und waren auch insgesamt zu leicht, um effektiv als Waffe eingesetzt werden zu k?nnen.

  Die Decke war mit gelochten Paneelen verkleidet, hinter denen sich alles M?gliche verbergen konnte. Constance ging davon aus, dass etliche Mikrofone und Kameras auf sie gerichtet waren und jede ihrer Bewegungen und ?u?erungen aufgezeichnet und analysiert wurde. Wahrscheinlich war die Zelle auch mit Waffensystemen oder anderen unsch?nen Einrichtungen ausgestattet. Insgesamt wirkte alles sehr professionell.

  Schweren Herzens nahm Constance auf einem der Stühle Platz und versuchte, sich zu entspannen. Sie wollte nicht den Eindruck erwecken, dass sie dieser seltsame Empfang zu sehr verunsicherte. Sie fr?stelte immer noch von der K?lte drau?en und rieb sich mit den H?nden über die Arme, um wieder warm zu werden.

  Die Minuten verstrichen qu?lend langsam. Constance wollte auf ihre Uhr sehen und hob den Arm, dann fiel ihr wieder ein, dass sie ihre Smartwatch zusammen mit allen anderen pers?nlichen Gegenst?nden am Eingang hatte zurücklassen müssen.

  Nach einer gesch?tzten halben Stunde bereute sie innig, dass sie in der Kneipe ihr Bier ausgetrunken hatte, denn ihre Blase machte sich unangenehm bemerkbar. Die Zelle wies natürlich keinerlei sanit?re Einrichtungen auf. Sicherlich war auch dies beabsichtigt und sollte zu ihrem Unbehagen beitragen.

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  Auf dem harten Stuhl wurde Constance mittlerweile ziemlich unbequem. Daher erhob sich sie wieder und streckte sich ausgiebig.

  Sie überlegte, wie sie sich die Zeit vertreiben k?nnte, und wollte gerade mit ein paar Dehnübungen anfangen. Dann fiel ihr ein, dass sie besser keine Figuren aus ihrem Repertoire des unbewaffneten Kampfes ausführen sollte, da dies Rückschlüsse auf ihre besondere Ausbildung zulie?e. So begnügte sie sich mit einfachen übungen, wie man sie in jedem Fitnessstudio gezeigt bekommen konnte.

  Nach gesch?tzten zehn Minuten war Constance angenehm warm, aber nun vermisste sie für weitere übungen eine Bodenmatte, ohne die es auf dem blanken Laminatboden doch etwas hart w?re. Also stützte sie sich mit den H?nden am Tisch ab und machte weitere Dehnübungen. Dabei musterte sie verstohlen die Spiegelung der Decke auf dem blankpolierten Fu?boden. Es war zwar schwierig, zwischen dem gedruckten Muster etwas zu erkennen, aber ihre Vermutungen über versteckte Kameras und Mikrofone hinter den Deckenpaneelen best?tigten sich.

  Schlie?lich hatte Constance sich ausgetobt und lie? sich schwer atmend auf ihren Stuhl fallen. Missmutig versuchte sie, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen. Ihre Kondition war auch schon einmal besser gewesen. Sie hatte w?hrend der letzten Monate zu viel Zeit im interstellaren Transit unter verringerter Schwerkraft oder mit Sedativen vollgepumpt im Krankenbett verbracht und dabei notgedrungen ihre übungen vernachl?ssigt.

  Constance wurde durch ein leises Klicken aus ihren trübsinnigen Gedanken gerissen. Sie blickte auf und sah, dass sich lautlos eine — weitere? — Türe auftat. Constance war sich nicht mehr sicher, auf welcher Seite sie den Raum betreten hatte.

  Sie starrte unverhohlen durch die sich ?ffnende Türe. Sie erkannte einen schwach beleuchteten Korridor und war sich sicher, dass dies nicht der Korridor war, durch den sie vorher gekommen war.

  Vor dem dunklen Hintergrund zeichnete sich schemenhaft eine hochgewachsene Figur ab, die sich in den Schatten verbarg und sie noch einmal musterte, bevor sie endlich die Zelle betrat.

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