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Leseprobe LSE-2 • Kapitel 2 • Zeitverschiebung

  über all die Aufregung der letzten Stunden um ihren neuen Auftrag und ihre Abschiebung war Constance der Appetit gründlich vergangen gewesen, und sie war mit leerem Magen aufgebrochen. Jetzt knurrte ihr Magen vor Hunger und ihre Zunge klebte am Gaumen. Constance war sicher v?llig dehydriert.

  Sie stand schwankend auf und ging z?gernd ein paar Schritte auf der Brücke hin und her. So ganz traute sie ihren Beinen noch nicht zu, dass sie ihr Gewicht für l?ngere Zeit tragen würden. Constance spielte kurz mit dem Gedanken, die künstliche Schwerkraft auf der Silver Eagle zu reduzieren, entschied sich dann aber zugunsten des Trainingseffekts dagegen. Sie konnte der KI den Befehl dazu immer noch per Sprachsteuerung geben, notfalls auch wenn sie zusammengebrochen war und hilflos am Boden lag.

  Sie machte sich auf den Weg nach hinten in den Salon. Mit jedem Schritt fühlte sie sich besser. Offenbar hatten die Krikri wahre Wunder vollbracht und ihre Gesundheit v?llig wiederhergestellt.

  Auf ihrer ersten Reise an Bord der Silver Eagle hatte Constance die Bezeichnung ?Salon‘ als Euphemismus abgetan. Aber der Speiseraum konnte zu Recht so genannt werden mit seiner opulenten Ausstattung mit zwei breiten Tischen, zwei üppig gepolsterten Sitzb?nken und mehreren bequemen Stühlen.

  Sie lie? sich ?chzend auf einen Stuhl sinken. ?Ein Bircher Müsli, Orangensaft und einen Cappuccino bitte!? So kurz nach der Abreise w?ren die erforderlichen frischen Zutaten noch vorr?tig.

  Dann aktivierte sie gewohnheitsm??ig die Nachrichtenkan?le, um sich die kurze Wartezeit zu vertreiben, bevor ihr wieder einfiel, dass die Silver Eagle Tausende Lichtjahre von der n?chsten menschlichen Ansiedlung entfernt und de facto vom interstellaren Datennetzwerk abgeschnitten war. Sie verschr?nkte die Arme auf dem Tisch vor sich und lie? ihren Kopf darauf sinken. In was für eine beschissene Situation hatte sie sich da nur gebracht.

  Die s?uselnde Stimme eines Nachrichtensprechers riss Constance aus ihren trüben Gedanken. Sie richtete sich auf und starrte benommen auf die gegenüberliegende Wand. Auf dem Display wurde eine übersicht aktueller Geschehnisse aus Politik und Wirtschaft der Konf?deration angezeigt. Sicherlich musste es sich um eine uralte Aufzeichnung handeln, angefertigt von der KI kurz vor ihrem Verlassen des Antares-Systems.

  Constance blickte auf das Datum, das am Rand eingeblendet war. Natürlich. Die Sendung war am zweiten Tag nach ihrem Aufbruch ausgestrahlt worden. Nach ihrer Sch?tzung hatte ihre Reise nach M53 etliche Wochen gedauert. Wie aber hatte sie diese ohne Nahrung und vor allem ohne etwas zu Trinken überstanden? Dieses R?tsel würde sie sp?ter l?sen müssen.

  Die frischen Vorr?te konnte sie sich damit auch aus dem Kopf schlagen. Hoffentlich bekam sie wenigstens noch einen halbwegs passablen Cappuccino mit echter Milch.

  Ein Paneel in der Wand neben ihrem Tisch ?ffnete sich und ein Roboterarm stellte ihre Mahlzeit vor ihr ab. Gierig trank Constance den Orangensaft aus, der überraschend gut schmeckte, dann nippte sie genüsslich an ihrem Cappuccino. W?hrend sie ihr Müsli l?ffelte, zappte Constance durch verschiedene Nachrichtenkan?le. Alle m?glichen Sendungen hatte die KI für ihre Unterhaltung aufgezeichnet: B?rsennachrichten, etliche Interviews mit Gr??en aus Politik und Industrie zum geplanten Aufbau des neuen verz?gerungsfreien Kommunikationsnetzes mit Unterstützung durch die Krikri, ein Bericht von der feierlichen Einweihung der ersten Komm-Knoten in strategisch ausgew?hlten Sternsystemen im Hoheitsgebiet der Konf?deration.

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  Constance warf einen Blick auf ihre SmartWatch. Sp?ter Vormittag. Was sollte sie mit dem Rest des Tages anfangen? Sollte sie die Sensoren der Silver Eagle für eine erste Erkundung dieses Sternsystems in M53 aktivieren? Oder hatte das noch bis morgen Zeit?

  Zeit war das Einzige, was sie jetzt wohl im überfluss hatte. W?hrend des drohenden Konflikts zwischen Menschheit und Krikri war es auf jede Stunde, jede Minute angekommen. Hier drau?en in diesem unerforschten, unbewohnten, unbewohnbaren Sternhaufen war ihre einzige Sorge, dass ihre Nahrungsvorr?te zur Neige gingen, bevor sie zurückkehren durfte. Die Konzentrate würden allerdings für Jahrzehnte reichen, genug Zeit also, um ein wenig herumzutr?deln.

  Dann sah sie sich das Display der SmartWatch genauer an. Datum und Uhrzeit stimmten überein mit den Angaben auf dem Wandmonitor. Sie schüttelte den Kopf. Irgendetwas stimmte da nicht. Entweder war ihre SmartWatch defekt, oder die gesamten Systeme der Silver Eagle spielten verrückt. Das w?re fatal hier drau?en am Arsch der Welt!

  ?Gib mir die aktuelle Standardzeit und das heutige Datum!?

  ?Heute ist der 13. M?rz des Jahres 2342, es ist elf Uhr und acht Minuten?, antwortete die KI mit ihrer synthetischen Altstimme.

  Exakt die Uhrzeit und das Datum, die sowohl die SmartWatch als auch die Einblendung auf dem Monitor anzeigten. ?Wann sind wir im Antares-System aufgebrochen??

  ?Am 11. M?rz um 23 Uhr und zehn Minuten abends.?

  ?Und wie lange hat unsere Reise hierher gedauert??

  ?Ungef?hr 35 Stunden und 26 Minuten, gerechnet vom Aufbruch bis zum Austritt aus dem finalen Hyperraumsprung heute um 10:36 Uhr.?

  Constance bildete sich ein, einen leicht genervten Unterton in der Stimme der KI zu h?ren. Das war natürlich genauso unsinnig wie deren Zeitangaben. Wenn die KI ausfiele, w?re das Schiff praktisch man?vrierunf?hig! ?Das kann nicht sein! Wie viele Sprünge haben wir insgesamt gemacht??

  ?Das Raumschiff hat 57 Hyperraumsprünge durchgeführt.?

  ?Aber zwischen den Sprüngen mussten wir doch vom Austrittsportal zum n?chsten Portal durch das jeweilige System reisen, oder?? Constance führte rasch eine überschlagsrechnung durch. Bei sportlichen zwei Wochen pro System w?ren sie gut zwei Jahre unterwegs gewesen — und sie selbst l?ngst verhungert und verdurstet. ?Wie lange haben wir für den System-Transit jeweils gebraucht??

  ?Die durchschnittliche Aufenthaltszeit pro System belief sich auf 34,2 Minuten.? Auf dem Monitor vor Constance erschien unaufgefordert eine übersicht über alle Hyperraumsprünge mit deren Dauer, Start- und Zielsystem sowie die Transitzeit im jeweiligen System.

  ?Was bedeutet die letzte Spalte ?Mikrosprünge‘??

  ?Die Silver Eagle ist nicht mit konventionellem Antrieb durch die Systeme gereist, sondern hat jeweils die angegebene Anzahl von Mikro-Hyperraumsprüngen ausgeführt.?

  Constance starrte fassungslos auf die Anzeigen. Die Krikri hatten die Silver Eagle nicht nur mit ihren eigenen, vielfach st?rkeren konventionellen Antriebsaggregaten ausgestattet, sondern auch mit Generatoren für Raumzeit-Anomalien. Die Silver Eagle konnte sich ihre eigenen Wurml?cher erschaffen!

  Dann fiel ihr Blick auf die Nachrichtensendung, die immer noch unten rechts auf dem Monitor eingeblendet wurde. Woher stammten dann die Datenstr?me für diese Sendungen?

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