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Kapitel 12 • Sepps Heilung

  Nach einem schwei?treibenden Anstieg über den schmalen Steig überwanden Chrysalis und der Bauernjunge schlie?lich die Baumgrenze. Vor ihnen ?ffnete sich ein liebliches Hochtal. Eine Herde Schafe war über die saftig grünen H?nge verteilt, und am Talgrund sprang ein klarer Gebirgsbach zwischen mit bunten Flechten überzogenen Felsbl?cken herab. Im Halbrund des Talabschlusses schmiegte sich ein halbes Dutzend niedriger, aus Bruchsteinen errichteter Geb?ude in den Schutz zweier riesiger Findlinge.

  ?Da bei der Alm!?, rief der Junge und rannte weiter.

  Chrysalis schwang sich wieder auf ihr Pferd und jagte auf die H?user zu. Hier oben war die Luft deutlich kühler als am Kollegium, und Chrysalis’ Kleidung klebte klamm auf ihrer schwei?nassen Haut.

  Vor dem Haupthaus stand eine kleine Menschenmenge, wahrscheinlich waren alle Bewohner der Ansiedlung versammelt. Sie standen im Halbkreis um einen jungen Mann, der auf einer rauen Wolldecke lag, und sahen Chrysalis misstrauisch entgegen.

  Chrysalis sprang ab und kniete sich neben den Mann. ?Du musst Sepp sein?, murmelte sie zur Begrü?ung.

  Sepp nickte unmerklich. Kalter Schwei? bedeckte seine Stirn und sein Gesicht war blutverschmiert und schmerzverzerrt. Er atmete in kurzen St??en.

  Chrysalis untersuchte ihn rasch und sah ihre Vermutungen best?tigt.

  Sein linkes Bein war gebrochen, au?erdem hatte er Abschürfungen am linken Arm und eine Platzwunde am Kopf.

  Vor Chrysalis’ innerem Auge schillerten die verletzten Partien schwach rot und grün. Am Kollegium hatte ihr diese Erscheinung niemand erkl?ren k?nnen, ihr wurde sogar zu verstehen gegeben, dass sie halluziniere.

  ?Was ist passiert??, erkundigte sie sich, an niemanden bestimmtes gewandt.

  ?Bin ausg‘rutscht und den Hang runterg‘stürzt?, stie? Sepp zwischen zusammengebissenen Z?hnen hervor.

  Chrysalis musterte den Verletzten. Sie konnte sein Gesicht unter all dem Blut nicht erkennen, aber seine Stimme klang vertraut. ?Dein Bein ist gebrochen, das muss ich schienen. Was fehlt dir sonst noch??

  ?Nur ‘n paar Kratzer, aber mei‘ Kopf pocht wie bl?d.? Sepp sah Chrysalis mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung an. ?Wird‘s Bein wieder gut wer‘n??

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  Chrysalis konnte die ?ngste des jungen Mannes nachfühlen. Ein Bergbauer musste gut zu Fu? sein. ?Natürlich! Das ist ein glatter Bruch. In vier Wochen kannst du wieder herumspringen, als w?re nichts gewesen.?

  ?Vier Wochen?!?, rief Sepp entsetzt. ?I‘ muss nach den Schafen schau‘n und Kr?uter such‘n, solang‘s no‘ ned blüh‘n!?

  ?Ich kann versuchen, den Bruch magisch zu heilen, aber das ist riskant. Und eine Woche mit Krücken gehen musst du trotzdem!? Chrysalis hatte eine solche magische Heilung vermeiden wollen, zu gro? erschien ihr das Risiko und zu selten hatte sie das bisher gemacht. Aber sie konnte sich gut in die Lage des jungen Mannes hinein versetzen.

  Schweren Herzens machte sie sich an die Arbeit. Sie kniete sich neben das verletzte Bein, legte beide H?nde auf die Bruchstelle und tastete vorsichtig nach den Knochenenden.

  Sepp wimmerte leise und spannte seinen ganzen K?rper an.

  Chrysalis schloss die Augen und tauchte in eine tiefe Trance ein. Sie suchte den Fokus ihrer magischen Kr?fte. Ihre H?nde umfassten die Bruchstelle fester, dabei versuchte sie jedoch, Sepp keine unn?tigen Schmerzen zuzufügen. Zwischen ihren Fingern trat ein schwaches rotviolettes Glimmen hervor, das im schwindenden Tageslicht aber kaum zu sehen war. Sie selbst nahm den Lichtschein aber sogar mit geschlossen Augen wahr.

  Das Leuchten durchdrang die wettergegerbte Haut des Bauern und umspielte die Bruchfl?chen. Die Einzelteile rutschten an ihren richtigen Platz zurück und die Magie verknüpfte die Einzelteile lose miteinander. Chrysalis keuchte vor Anstrengung, als sie die Knochenmasse zu beschleunigtem Wachstum antrieb und so den Heilungsprozess sich in wenigen Augenblicken vollenden lie?.

  Ersch?pft l?ste Chrysalis ihren magischen Fokus und betrachtete zufrieden ihr Werk. Von der Verletzung war nur noch eine leichte Schwellung geblieben, ein kaum merklicher Rand am Schienbein lie? sie die Bruchstelle erahnen.

  Unvermittelt wurde Chrysalis von einem pl?tzlichen Schwindelgefühl gepackt und sank ohnm?chtig über ihrem Patienten zusammen.

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